1st March 2016
Indien lässt mich einfach nicht los. Und ich kann euch noch nicht einmal genau sagen, warum. Denn es gibt wirklich kein anderes Land auf unserem schönen Planeten, das mich so oft und so heftig an den Rand des Wahnsinns getrieben hat. Auch in Kerala habe ich mich nicht nur einmal gefragt: „Was zur Hölle machst du eigentlich hier?“ Aber wenn ich mir jetzt meine Fotos ansehe, kann ich die nächste Indienreise schon wieder kaum erwarten.
Indien ist anstrengend, laut, knallbunt, durchgeknallt und zugemüllt. Die Menschen sind unfassbar herzlich bis unfassbar grumpy. Das Essen ist sensationell bis absolut widerwärtig. Die Temperaturen liegen irgendwo zwischen Sauna und arschkalt und die Landschaften variieren von märchenhaft bis Müllhalde. Indien ist das vielfältigste Land, das ich jemals erlebt habe – das schönste und das schlimmste zugleich.
Wenn ihr noch nicht bereit seid für den Wahnsinn aber trotzdem einmal Indien-Luft schnuppern wollt, kann ich euch neben Goa seit kurzem auch Kerala für den Einstieg empfehlen. Kerala ist Indien pur, mit all seinen Farben, Gerüchen, Gewürzen und Landschaften. Aber Kerala ist auch Indien light, fast ohne Müllhalden, Chaos, Rüpelhaftigkeit und Armut.
Die Menschen sind freundlich, offen und herzlich und ich habe mich die ganze Zeit über sicher gefühlt. Im Vergleich zum restlichen Indien ist das Bildungsniveau hoch, die hygienischen Verhältnisse akzeptabel und die Infrastruktur einigermaßen gut ausgebaut. Landschaftlich und kulturell ist Kerala einfach sensationell – alles in allem also perfekt für den Indien-Einstieg. Und das waren meine zehn schönsten Erlebnisse in Kerala, die sich für immer in mein Gedächtnis gebrannt haben:
So bunt ist Kerala: Tausend Bilder, tausend Eindrücke und Erinnerungen
Unterwegs in Kochi, eine meiner Lieblingsstädte in Südindien
Der Klassiker in Kerala: Eine oder mehrere Nächte auf einem Hausboot in den Backwaters verbringen. Von schlicht eingerichteten Hausbooten bis hin zu schwimmenden Hotels gibt es hier eigentlich nichts, was es nicht gibt. Wir waren mit Lakes & Lagoons Backwater Experiences unterwegs und ziemlich begeistert: Eine freundliche und gut gelaunte Crew, leckeres Essen und fast schon luxuriöse Zimmer mit eigenem Bad und heißem Wasser.
Ein unglaubliches Erlebnis, morgens auf dem Wasser aufzuwachen und den Sonnenaufgang zu sehen. Vom Hausboot aus könnt ihr die Einheimischen beobachten, die im Fluss fischen, baden und Wäsche waschen. Ich hätte am liebsten eine Woche auf dem Hausboot verbracht und war unglaublich traurig, als es wieder vorbei war.
Die Backwaters von Kerala – hier ist irgendwie ein bisschen die Zeit stehengeblieben
#KeralaPirateExpress – die coolste Crew auf dem coolsten Boot!
Sonnenuntergang auf unserem Hausboot – zum Übernachten haben wir angelegt
Noch persönlicher wird’s, wenn ihr die Backwaters mit dem Kayak erkundet. So kommt ihr der wunderbaren Landschaft noch näher und könnt euch alle paar Meter mit den freundlichen Locals unterhalten. Die Kids freuen sich auch riesig, wenn ihr vorbeikommt und sind die ganze Zeit am Lachen und Winken. Mein Tipp deshalb: Unbedingt ein paar (zuckerfreie) Bonbons mitnehmen.
Achtet aber darauf, dass euch kein schrottiges Kayak angedreht wird. Denn so schön die Backwaters auch sind – das Wasser ist leider so verseucht, dass euch wahrscheinlich ein zweiter Kopf wächst, wenn ihr da reinfallt. Vielen Dank an dieser Stelle an Kalypso Adventures für die tolle Tour!
Ein bisschen Entspannen in den Backwaters – gleich geht die Sonne unter
Die Kids haben es geliebt, für uns zu posieren und Quatsch zu machen
Das Wasser nutzen die Locals zum Waschen, Baden, Putzen, Kochen und zur Fortbewegung
Man erwartet ja vieles von Indien, aber mit einem Wanderparadies wird das Land eher selten assoziiert. Dabei gibt es auf den vielen Hillstations tolle Trekkingpfade, die euch über Berge und durch den Urwald führen. In Kerala kann ich euch ganz besonders die Westghats (Western Ghats) empfehlen. Da waren wir auf dem Butterfly Forest Trek unterwegs. Der ist eigentlich „nur“ zwölf Kilometer lang. Wir mussten aber ziemlich viel klettern, sodass wir am Ende fast den ganzen Tag unterwegs waren.
Für längere Wanderungen in den Westghats braucht ihr unbedingt einen Guide. Denn es gibt keine Wegweiser, GPS funktioniert nicht und Karten sind in solchen Gegenden wegen der vielen pakistanischen Terroristen verboten. Wir waren auch hier wieder mit Kalypso Adventures unterwegs, die neben eintägigen auch mehrtägige Trekkingtouren anbieten. Besonders cool: Wenn euch klassisches Camping zu unbequem ist, könnt ihr bei Kalypso auch Glamping buchen – mit luxuriösen Zelten, Feldbetten und Duschen.
Nach drei Stunden Klettern endlich am Gipfel angekommen
Solche Landschaften würde man wohl überall erwarten, nur nicht in Indien
Auf dem Butterfly Forest Trek hatten wir immer wieder unglaubliche Ausblicke
Hier muss ich wohl nicht allzu viel erklären. Das südindische Essen in Kerala ist sensationell. Currys, Seafood, Naan-Brot und zum Nachtisch frisch gepresste Säfte und Lassis. Alles ist unglaublich frisch und aufwendig zubereitet. Auch auf der Straße und in den kleinen Restaurants in den Gassen könnt ihr ohne Bedenken alles probieren, was ihr in die Finger bekommt.
Das Essen in Kerala ist immer frisch zubereitet und unglaublich lecker
Die Locals lieben Fleisch – aber auch für Vegetarier ist immer was dabei
Ayurveda ist eine ziemlich große Sache in Kerala. Fast jedes Hotel bietet traditionelle Ayurveda-Behandlungen und Beratung bei ausgebildeten Ayurveda-Ärzten an. Als wir einmal länger in einem Resort untergebracht waren, habe ich meinen dauerverspannten Nacken behandeln lassen. Das Ergebnis war wirklich viel, viel besser, als bei den westlichen Massagen. Die Ärztin hat mir am Ende noch ein Öl mitgegeben, das angeblich Verspannungen verschwinden lässt. Ich bin da noch ein bisschen skeptisch, aber vielleicht probiere ich es einfach mal aus.
Die ayurvedischen Öle werden aus vielen verschiedenen Samen und Kräutern hergestellt
Wie keine andere Region in Indien hat sich Kerala dem Öko-Tourismus verschrieben. Hier gibt es wahnsinnig viele Öko-Resorts, die nachhaltig arbeiten und die Locals unterstützen. Sie stellen zum großen Teil Ortsansässige an, beziehen Lebensmittel von den Einheimischen und bauen zum Teil eigenes Bio-Obst und -Gemüse an.
Trotzdem oder gerade deswegen bieten einige der Resorts Luxus pur. Meine absoluten Favoriten: Das Kumarakom Lake Resort in Kumarakom, das Vythiri Village Resort in Vythiri und das Leela Kovalam Beach in Kovalam. Bevor ihr ein Hotel in Kerala bucht, solltet ihr euch aber unbedingt viele, viele Bewertungen durchlesen. Denn Sterne können hier ganz einfach erkauft werden und sagen dementsprechend nicht viel über die Qualität aus.
Eine Runde im Infinity-Pool – so geht jeder Tag ein bisschen besser los
Kerala hat übrigens auch richtig schöne Strände und tolle Resorts und Homestays am Meer
Mein Lieblingsplatz im Vythiri Village Resort: Das schwimmende Restaurant
Die Teeplantagen gehören zu meinen landschaftlichen Highlights in Kerala. Ihr findet sie überall in den Bergen, zum Beispiel auf der Munnar Hillstation oder in Vythiri. Bewegt euch aber nur auf den befestigten Wegen. Die Bauern mögen es nicht, wenn man in die Plantagen reinläuft. Tee gehört übrigens zu den absoluten Lieblingsgetränken der Inder. Unbedingt mal einen traditionell zubereiteten Chai probieren!
Munnar Hill Station: Die Landschaft hier gehört zu den schönsten in ganz Indien
Ich liebe Tee – der wird in Indien überall auf der Straße frisch aufgebrüht
In jeder kleinen und größeren Stadt in Kerala gibt es regelmäßig religiöse Zeremonien und Festivals in und an den Tempeln. Mit Musik, leckerem Essen, traditionellen Tänzen und Elefanten. Die meisten Tempel in Indien könnt ihr übrigens auch als Ausländer ohne Probleme besichtigen. Aber Schuhe ausziehen und Hände waschen nicht vergessen!
Eine religiöse Zeremonie auf der Straße – meistens ist ein Elefant dabei
Frauen im Tempel: Die meisten Hindu-Tempel in Indien sind öffentlich
Niemand weiß genau, wie viele Hindu-Götter es gibt. Manche Anhänger sprechen von bis zu 330 Millionen
Indien ist ein Shoppingparadies! Auf den vielen, vielen Märkten bekommt ihr Gewürze, Kurtas (die traditionellen, indischen Tunikas), Pashmina Schals, Saris, Schmuck, Handtaschen, Schuhe, Kunst und vieles mehr. Haltet euch aber von den Märkten in der Nähe von touristischen Sehenswürdigkeiten fern, da werdet ihr nur abgezockt.
Wenn man euch einen Preis nennt, könnt ihr bei ungefähr 40 Prozent mit dem Handeln ansetzen und euch dann irgendwo in der Mitte treffen. Der Händler wird euch dann höchstwahrscheinlich von seinen vielen Kindern und seiner kranken Frau erzählen, lasst euch davon aber auf keinen Fall beeindrucken. Als ich in Bangalore gelebt habe, musste ich mir das Geheule ungefähr fünfmal am Tag anhören.
Armbänder, Klamotten, Schals – in Indien habe ich schon viele Stunden mit Shopping verbracht
Ich liebe es, mich in den vielen verwinkelten Märkten zu verlaufen
Mein Herz ist geschmolzen, als ich in Kerala zum ersten Mal einen Elefanten in freier Wildbahn gesehen habe. Naja, nicht ganz, die Elefanten leben dort mit vielen anderen bedrohten Spezies im fast 1.000 Quadratkilometer großen Periyar Tiger Reserve in Thekkady. Dort werden sie aber in Ruhe gelassen und müssen auch nicht für Touristen posieren. Sehen könnt ihr sie mit ein bisschen Glück vom Boot aus, das durch den Periyar Nationalpark fährt. Oder auf einer der geführten Touren, die die Ranger dort anbieten
Einfach zauberhaft: Eine Elefantenfamilie unterwegs zum Baden am Fluss
Obwohl ich über zwei Wochen in Kerala unterwegs war, habe ich das Gefühl, noch längst nicht alles von diesem wunderbaren Ort gesehen zu haben. Ich würde wahnsinnig gerne bald noch einmal zurückkommen und dann vielleicht auch ein längeres Yoga- bzw. Ayurveda-Retreat machen. Danke an dieser Stelle an das Kerala Tourism Board, das mir und 29 anderen Reisebloggern aus 25 Ländern diese unglaubliche Reise ermöglicht hat.